Fotografik

Das Sehen - Ich habe da eine Idee...

Gedanken zur Abbildung

Beim Sehen innerhalb eines künstlerischen Arbeitsprozesses, der Wahrnehmung also mit dem Ziel ein Abbild zu erstellen, handelt es sich naturgemäß um mehr als eine physikalisch erklärbare Wirkkette wie Lichtquanten - Netzhaut. Von Anbeginn des Sehprozesses handelt es sich (bereits zuvor) um ganzheitliche Wahrnehmung des Individuums "Künstler" - Ja, ich denke innerhalb eines Schöpfungsaktes im Sinne des Wortes erfolgt Schöpfung erneut - insgesamt.
Die Flüchtigkeit, die ein einfacher Blick, eine Wahrnehmung eines Baumes z. B. im einfachen, undeterminierten Sehprozess die Folge ist, wird zum Eindruck erst dann, wenn Interesse, eine Idee hinzukommt. Diese Zuwendung als Zusammenspiel der Sinne führt zu einem Ergebnis vor "dem inneren Auge". Dieser Erkennungsprozess, das Abbild, ist also das Ergebnis mehrerer vernetzter Sinneseindrücke und manifestiert sich z. B. als Musik, Bild oder Sprache - in künstlerischer Sicht. Das Genie als Kriterium herrausragender Leistung legt die Bandbreite zwischen der Wahrnehmung und der letztlichen Interpretation entsprechend weit und extensiv aus.


Der Begriff "Ab"-bildung ist zusammengesetzt, beschreibt einen sekundären Zustand eines Objektes "in neuem Lichte", das wiederum zur Wahrnehmung seiner selbst vor dem Auge des Betrachters abgebildet werden muss.

Das innere Sehen, die Idee, das Überlegen eines Künstlers, als Vorstufe zu einem zukünftigen Abbild pendelt zwischen der Ideenwelt und dem Weg der Umsetzung zum späteren Werk hin und her, durchläuft je nach Verfasstheit des Schaffenden zahllose Variationen und wägt und wichtet mögliche Materie, die Art, das Medium usw.


Das Abbilden im fotografischen Prozess

Bereits zu Zeiten Gutenbergs gab es Abbildungstechniken, die aber in der Regel mit Hilfe von Werkzeugen wie Stichel, Stift und Messern entstanden. Neu an der Fotografie Niepces Ende des 19. Jahrhunderts war die Hell- Dunkel-Abbildung quasi auf Knopfdruck. Wesentliche Grundlage war ein lichtbeschienenes Objekt, eine lichtempfindliche Schicht und eine "Kamera", in diesem Falle eine einfache Camera Obscura sowie chemische Kenntnisse. Damit war der Beginn für das fotografische Abbilden gelegt und immer leistungsfähigere Kameras, Filme, Objektive und optische Geräte wurden entwickelt und erfunden.

Fotografie versus Fotografik

Die Fotografie, in ihrer alten schreibweise "Photographie", bedeutet "Lichtschreibkunst". Das bearbeiten einer Fotografie durch grafische Techniken, die beispielsweise die Farben des Fotos, den Stil, oder die Abbildung insgesamt verändern, bezeichnen wir als Fotografik.

Kategorie Fotografik

in der Bilderwelt Heinz R. Will

Hartes Licht, harter Film - Repro-Filme, technische Fotopapiere für reine Schwarz-Weiss-Fotos - Ein Weg in den Einstieg um Fotos zu verfremden. Beispiel : "Alexanderschlacht".


"Alexanderschlacht" • Fotografik/Zeichnung • Collage • 30x40cm •1984


"World Brain Center" • Fotografik/Zeichnung/Digitaldruck • 21 x 30cm/115x86cm •1981/2020

Zum Bild:

Leben unter künstlicher Atmosphäre
Gigantismus des Baustils
Sinne kontrolliert, digital

Ein Vermächtnis

Die evangelische Akademie in Bad Herrenalb ermöglicht mir Kontakt und Einblick in ökologische, philososophische und anthropologische Aspekte. So erklären sich die Fragen, die diesem "World Brain Center" zu Grunde liegen. Neun Jahre nach dem Bericht des Club of Rome "Die Grenzen des Wachstums" ist diese Grafik 1981 entstanden und kann als ein Schlüsselwerk bezeichnet werden.
Heute erkennen wir angesichts des schmelzenden arktischen Eises, der Gletscher, der auftauenden Tundra unser Versäumnis - und werden - wieder - nicht unserer Verantwortung gerecht. Frank Schätzing schreibt ein Buch: "Was, wenn wir einfach die Welt retten?"